Mein Podcast-Workflow mit dem Rodecaster Pro
Das Rodecaster Pro ist die eierlegende Wollmilchsau für Podcaster:innen. Bis zu vier Mikrofone lassen sich direkt an das Gerät anschließen. Via USB, Bluetooth oder Kabel lassen sich Computer und Telefon anschließen und acht farbige Tasten dienen als Soundboard.
{% include lightbox.html src=”rodecasterpro.jpg” data=”group” title=”Rodecaster Pro mit zwei Mikrofonen” %}
Summa summarum schreibt das Rodecaster in die aufgenommenen WAV-Dateien 14 (in Worten: Vierzehn!) Spuren:
- Main links
- Main rechts
- Mikrofon 1
- Mikrofon 2
- Mikrofon 3
- Mikrofon 4
- USB links
- USB rechts
- TRRS links (Telefon per Klinkenkabel)
- TRRS rechts
- Bluetooth links
- Bluetooth rechts
- Soundboard links
- Soundboard rechts
Für unseren Podcast Die Psycho und der Geek brauche ich eigentlich nur zwei Spuren, Mikrofon 1 + 2. Alles andere bearbeite ich in Ultraschall bzw. Reaper.
Erschwerend hinzu kommt, dass das Rodecaster in die Polywav-Dateien nicht nur 14 Spuren produziert, sondern jene Dateien haben auch - historisch bedingt - eine maximale Größe von 4 GB. Mit 14 Spuren kommen da bei einer Stunde Podcast schonmal drei WAV-Dateien mit je 14 Spuren zusamen. Schwirrt der Kopf schon? Meiner auch!
Vom Rodecaster in Ultraschall
Der Weg der fertigen Aufnahme aus dem Rodecaster bis in Ultraschall umfasst bei mir die folgenden Schritte:
- Kopieren der Dateien von der SD-Karte
- Strippen der nicht benötigten Spuren
- Zusammenführen der einzelnen “Takes”
- Import in Ultraschall
Kopieren der Dateien
Das Rodecaster Pro ist so vielseitig, dass es auch als SD-Card-Reader im Transfer-Modus funktioniert. Einfach ein USB-Kabel einstöpseln und das andere Ende ins MacBook. Allerdings ist die Übertragungsgeschwindigkeit - gelinde gesagt - eher am unteren Ende des Möglichen.
Alternativ den SD-Card-Adapter gesucht, Micro-SD-Karte reingeschoben, ab ins Dock mit integriertem Reader und Kopiervorgang starten. Ist um Längen schneller.
Strippen und Zusammenführen
Die nächsten beiden Schritte lassen sich in einem Rutsch ausführen. Hierzu benötigt es das Kommandozeilen-Werkzeug sox. Auf dem Mac installiert man es schnell und simpel via Homebrew mittels
$ brew install sox
Mit etwas Hilfe aus dem Sendegate habe ein Script geschrieben (findet sich auch auf Github), was mittels sox zunächst alle Spuren der WAV-Datei separiert (extractChannel) und dann pro Spur alle Takes nimmt und miteinander verbindet (concatTakes).
#!/bin/bash
# Rødecaster Pro Extraction Tool
# This script assumes all recording files for a podcast episode to be in the same directory as the script
# It then extracts all 14 single channels from the wav file and concatenates them
# Regardless of how many (split) recording wav files you have it will always produce 14 flac files
# sox must be available on the system http://sox.sourceforge.net
# Rødecaster Pro channel config
# adjust this if you have a different channel setup for your polywav files
channelIds=("skip" "01_main_l" "02_main_r" "03_mic_1" "04_mic_2" "05_mic_3" "06_mic_4" "07_usb_l" "08_usb_r" "09_trrs_l" "10_trrs_r" "11_bluetooth_l" "12_bluetooth_r" "13_soundboard_l" "14_soundboard_r")
# if you wish to merge takes set this to
mergeTakes=true
# if you wish to delete the intermediary channel files after concatenating
removeIntermediaryChannelFiles=true
# function to extract a single channel using sox
function extractChannel() {
filename=$1
identifier=$2
channel=$3
filename_without_ext=`echo "${filename}"|sed "s/\(.*\)\.\(.*\)/\1/"`
new_filename="${identifier}_${filename_without_ext}.flac"
echo "extracting channel ${channel} from ${filename} to ${new_filename}"
sox $filename $new_filename remix $channel
}
# function to concat multiple files using sox
function concatTakes() {
channelId=$1
channelFiles=(${channelId}*.flac)
mergedFile="${channelId}.flac"
echo "concatenating files ${channelFiles[@]} to $mergedFile"
sox ${channelFiles[@]} $mergedFile
# remove the intermediary files if configured
if [ "$removeIntermediaryChannelFiles" = true ]; then
echo "removing intermediary channel files"
rm ${channelFiles[@]}
fi
}
# let's go
echo "*** Extracting channels from polywav files ***"
echo "finding wav files"
# create an array with all the wav files inside the current directory
# expects all upper case filenames
wavFiles=(*.WAV)
echo "extracting channels"
# iterate through WAV files
for i in ${!wavFiles[*]}; do
for j in ${!channelIds[@]};
do
# skip the array value with index 0
if [[ "$j" == '0' ]]; then
continue
fi
# extract each channel from the WAV file
extractChannel ${wavFiles[i]} ${channelIds[$j]} $j
done
done
if [ "$mergeTakes" = true ]; then
echo "merging takes"
# iterate through channels to merge takes
for k in ${!channelIds[@]};
do
# skip the array value with index 0
if [[ "$k" == '0' ]]; then
continue
fi
# merge all takes into a single file
concatTakes ${channelIds[$k]}
done
fi
Script und WAV-Dateien kommen in dasselbe Verzeichnis.
{% include lightbox.html src=”rodecasterflow-1.png” data=”group” title=”WAV-Dateien und Shell-Script” %}
Im Terminal dann in das Verzeichnis wechseln und das Script ausführen.
$ cd Folge\ 42/
$ bash extract_rodecaster_polywav.sh
Das Script nimmt sich alle WAV-Dateien in alphabetischer Reihenfolge vor und erzeugt pro Datei 14 FLAC-Dateien.
{% include lightbox.html src=”rodecasterflow-2.png” data=”group” title=”Das Shell-Script in Action” %}
Wenn das Script durch ist, bleiben exakt 14 FLAC-Dateien übrig (das ist das Standardformat für Ultraschall 5, daher keine WAV-Dateien), ganz egal, in wie viele Dateien das Rodecaster die Aufnahme aufgrund der Speichergrenze aufteilen musste.
{% include lightbox.html src=”rodecasterflow-3.png” data=”group” title=”WAV-Dateien und Shell-Script” %}
Import in Ultraschall
Wenn die Aufnahme mit drei Teilnehmern erfolgt ist, reicht es eigentlich aus, die Dateien 03, 04 und 05 (Mikrofon 1-3) in Ultraschall (oder jede andere DAW zu importieren. Wenn auch ein Teilnehmer via TRRS-Kabel dazugeschaltet war, entsprechend auch die Dateien 09 und 10 in die Schnittsoftware ziehen.
Im Grunde sollten sowohl das Script als auch die resultierenden Dateien ausreichend selbsterklärend sein. Ab hier kann dann entspannt geschnitten, gemastert und das finale Ergebnis erstellt werden.