Geht Blutspenden!

Als ich jünger war, hatte ich ein durchaus komplexes Verhältnis zu Spritzen und Nadeln. Mein Plan war, möglichst wenig mit beidem in Berührung zu kommen. Doch irgendwann fiel der Groschen - weder das Spritzen noch Nadeln waren noch ein Problem. Das war der Moment, in dem ich über die Bedeutung und Wichtigkeit von Blutspenden nachgedacht und mich entschieden habe.

Seit über 25 Blutspenden gehe ich mehr oder weniger unregelmäßig zur Blutspende. Dabei ist mir persönlich egal, ob ich 20 Euro pro Spende kriege oder einen feuchten Händedruck und eine Tafel Ritter Sport Schokolade. Die Tatsache, dass es keine Alternative zu Blut gibt und aufgrund von Unfällen und Operationen immerwährend ein Bedarf an Spenden besteht, sorgt dafür, dass ich gerne spende.

Es gibt eine Menge Leute, die viele - zum Teil auch gute Gründe - gegen ihre individuelle Spende anbringen. Da sind einerseits die Preise, die beispielsweise das DRK (der in unserer Region “zuständige” Blutspendedienst) von Abnehmern verlangt: 2009 waren dies über 80 Euro. Als Spender erhält man davon nichtmal einen Bruchteil, was ich persönlich absolut nachvollziehen kann. Neben den ethischen Überlegungen, ob man als Blutspender durch Zahlungen motiviert sein sollte spielt für mich eine große Rolle, dass Logistik-, Verwaltungs- und Qualitätsaspekte sicherlich auch nicht kostenlos zu haben sind. Ob in den 80 Euro dann eine große Marge steckt, kann ich nicht sagen. Ich weiß jedoch, dass im Zweifelsfall diejenigen im Operationssaal die Frage, ob die Marge desjenigen Lierferanten der Blutkonserve nicht zu hoch lag, eher hintenan stellen dürften.

Das Argument, dass es für Blut keinen Ersatz gibt und diejenigen, die es benötigen in einer Notsituation sind, spricht für mich absolut dafür, so oft möglich zur Blutspende zu gehen. Klar, speziell jetzt in der Pandemie gibt es zahlreiche Gründe, weshalb es jetzt noch unbequemer ist. Auch zuvor gab es Einschränkungen, mit denen ich nicht übereinstimme. Das Menschen mit bestimmten Vorlieben stumpf in eine “sexuelle Risikogruppe” sortiert werden und nur bedingt spendefähig sind finde ich immer noch unerträglich. Aber auch hier kann die Patientin im OP nicht viel für. Die dummen Sprüche und flapsige Art der Mitarbeiter im Spendenbus, geschenkt. Die halbe Stunde halte ich aus. Nach einem Tattoo mehrere Monate Pause machen zu müssen kriege ich auch hin.

Wie mit so vielen solidarisch-gesellschaftlichen Dingen zählt auch bei der Blutspende zuerst das große Ganze. Wenn kleine Details in der Umsetzung kritisch gesehen werden, ist das gut und man muss auf deren Änderung hinwirken. Beim Blutspenden aber nicht durch einen kompletten Boykott. Konserven werden weiterhin dringend benötigt und daher gehe ich heute zum letzten Mal in diesem Jahr zur Spende. Auch wenn es nervig ist, einen Termin zu reservieren, die ewig selben Fragen zu beantworten (nein, ich war in den 90ern nicht in Großbritannien, hat sich in den letzten Monaten nicht geändert…) und ein, zwei Tage lang die Dinge etwas ruhiger anzugehen.

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